Entdecke Ljubljana: Teil I

Von
Spree-Athen in die „Grüne Hauptstadt Europas“

Als wir am Flughafen von Ljubljana landen, wissen wir nicht viel über unser erstes gemeinsames Reiseziel. Es gilt als Geheimtipp, hier und da ist in Reiseartikeln vom „neuen Berlin Europas“ die Rede und ich vermische meine Erwartungen mit Erinnerungen an Reisen in osteuropäische Städte und die mir bekannten slawischen Klänge. Eine Woche später werden wir merken, dass wir so rein gar nichts über diese Stadt und ihr Land wussten. Diese Reise hat uns einen Ort im Südosten Europas gezeigt, welcher modern, aufgeschlossen und inspiriert von seinen Nachbarstaaten ist. Eine Stadt mit mediterranem Flair, starkem österreichischen Einfluss, slawischen Wurzeln und tatsächlich einer Tendenz zu Berliner Manieren.

Schon der Flughafen macht deutlich, wie klein das Land ist, welches wir uns als Ziel auserkoren haben. Zwei Millionen Einwohner hat Slovenien, in seiner Hauptstadt leben 270.000 Menschen – zu vergleichen mit der Einwohnerzahl des Berliner Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg. Genau von da aus starten wir an diesem Tag unsere Reise. Mit dem TXL geht es zum Flughafen Tegel und anschließend mit Adria Airways über die Alpen. Es lohnt sich schon im Voraus zu durchdenken, wie man dort angekommen, weiter den Weg ins 26 Kilometer entfernte Stadtzentrum findet, wo doch der Shuttlebus, welcher zwischen Flughafen und Stadtmitte verkehrt, gerade einmal stündlich fährt. Auf der sicheren Seite ist man mit GoOpti – ein privater Anbieter, welcher euch zuverlässig nach Ljubljana bringt.

Drachenbrücke (Zmajski most)

Kurz hinter der Drachenbrücke (Zmajski most) kommt unser Fahrer zum Stehen – die Innenstadt ist autofreie Zone. Glücklicherweise haben wir nur noch einen kurzen Fußmarsch über die Haupteinkaufsstraße vor uns, bis wir unsere Airbnb-Wohnung auf der Mestni trg erreichen.

Unsere Gastgeberin öffnet die Tür zu einem ganz in weiß gehaltenen, modernen Apartement. Die Hälfte des Raumes ist durch ein Podest erhoben, auf welchem sich nicht nur das Bett befindet, sondern auch eine in den Boden eingelassene Badewanne. Das macht Eindruck. Ich werde die nächsten Tage das komplette Sortiment der Lush Badebomben von Intergalactic bis The Experimenter durchtesten und dabei schrumpelige Finger bekommen. Zum Glück hat das Franchise-Unternehmen einen Store direkt nebenan. Auch alle weiteren Kriterien für einen Airbnb-Glücksgriff werden erfüllt: Prädikat empfehlenswert. Dazu gehört auch die ideale Lage inmitten des Zentrums von Ljubljana. Sobald wir das Haus verlassen liegen vor uns die Cobblers‘ Bridge oder Schuhmacher Brücke (Čevljarski most or Šuštarski most) und die Spanischen Stufen (Hribarjevo nabrezje). Der ideale Ort, um mit den Einheimischen das erste kühle Craft Beer an diesem Abend zu sippen. Solltet ihr beim ersten Besuch des örtlichen Supermarkts (heißen hier Mercator und sind überall in der Stadt gut erreichbar verteilt) vom Biersortiment überfordert sein, rate ich euch zu Lasko Special. Die nächsten Tage solltet ihr allerdings der städtischen Brauerei  Pivovarna Union einen Besuch abstatten, um bei einem Testing und gutem Essen alles einmal durchzuprobieren.

Laško Special

Šuštarski most (Cobblers' Bridge oder die Schuhmacher Brücke)

Da wir schon genug Kirchen von Innen gesehen haben und meistens keine große Geduld für Museen aufbringen können, verbringen wir die Woche abgesehen von zwei Daytrips in den schönsten Ecken der Stadt. Ständiger Begleiter während dieser Reise ist die Use-It Map von Ljubljana. Eine höchst praktische und verlässliche App, die uns zu den angesagtesten und schönsten Orten dieser Stadt führt. Ihr und vielen weiteren guten Empfehlungen von Foursquare haben wir es zu verdanken, dass wir in der nächsten Woche Gastro-Hopping at its best betreiben können. Natürlich ist auch die Stadt selbst und ihre Gastronomen nicht ganz unschuldig daran. Ganz klar stehen aber auch ein paar Sightseeing-Highlights auf dem  Programm.

Der erste Tag gilt der Eingewöhnung. Der Kühlschrank wird mit dem wichtigsten gefüllt – Champagner und Bier. Bei der ersten Stadterkundung und ein paar Schritten durch den Tivoli Park erreichen wir  bereits zwei Mal das Ende des Zentrums und am Ende lassen wir uns von einem adretten Kellner im Slovenska Hiša einen regionalen Absacker einschenken. Medica ist Honigllikör und nicht gerade hochprozentig, aber ein Genuss. Eine Flasche kommt als Souvenir mit ins Gepäck.

Ljubljanski grad

Am Folgetag werden die Beine in die Hand genommen und der 376 Meter hohe Hügel bestiegen, um von der Festung Ljubljanski grad aus auf die Dächer der Stadt zu blicken. Dies geht aber nur mit der ausreichenden Lähmung meines Widerstands – mit Aperol Spritz in der wohl schmuckesten Bar dieser Stadt: TOZD. Ich würde zur Beschreibung dieses Etablissements ja das H-Wort verwenden, aber das scheint mir irgendwie überholt. Die Burg ist eine Burg und die Aussicht eine Aussicht. Siebenundzwanzig bis vierundvierzig keuchende Touristen später, die uns auf dem Weg nach unten entgegen gekommen sind, befinden wir uns wieder im Stadtzentrum. Der Sinn steht uns nach ein bisschen weniger Geschichtsträchtigkeit und ein Fünkchen mehr nach aktuellem Menschentreiben. Auf dem ehemaligen Gelände der jugoslawischen Volksarmee hat sich das autonome Zentrum für Kultur und Politik Metelkova angesiedelt. Und die Geschichte dieses Landes holt uns wieder ein.  Am Tag ist nicht viel los, wir betreten zunächst recht vorsichtig das Gelände. Dirty Streetart zur einen Seite, verschrottete Autos zur anderen – hier wachsen rostige Rohre aus dem Boden statt grünes Gras. Dazwischen geschlossene Clubs und Bars. Wir machen es uns mit ein paar Bier auf dem Autodach gemütlich. Man fühlt sich schnell wohl in dieser beschaulichen Stadt.

Metelkova

Metelkova

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