Auf Wanderschaft mit einem Lama

Märkischer Lama- und Alpakahof

Auf
Tuchfühlung mit einem Baby Alpaka

Um zu verstehen, wie ich dazu gekommen bin, mitten in Brandenburg mit einer Herde Lamas und Alpakas auf Wanderschaft zu gehen, müssen wir knapp sechs Monate zurück blicken. Nämlich genau zu dem Zeitpunkt Anfang März, an dem ich meine Hand in das tiefe Fell eines Baby Alpakas steckte – das wohl fluffigste und weichste Etwas, dass meine fünf Finger je zu spüren bekommen haben. Inmitten eines kleinen Tierparks in Kuala Lumpur stand ein frisch geschlüpftes Alpaka, welches meine Liebe für diese Tiere direkt entfachte.

Märkischer Lama- und Alpakahof

Zurück in der Heimat und ohne Aussicht auf einen baldigen Trip nach Südamerika, musste ich mich nach der nächstgelegensten Alpaka-Ansammlung machen. Zu meiner Überraschung wurde ich fündig. Nur vierzig Kilometer von Berlin entfernt liegt der Märkische Lama- und Alpakahof. Hier kann man die Tiere nicht nur hinter einem Zaun bestaunen, sondern mit ihnen auf Wanderschaft gehen.

Doch eine Hürde galt es noch zu nehmen: einen freien Termin für die Wanderung zu ergattern. Denn anscheinend hatte sich schon weitreichend herumgesprochen, dass sich diese flauschigen Vierbeiner südlich von Berlin angesiedelt haben. Doch mit etwas Geduld hatten wir unsere zwei Plätze und ein Lama sicher. Mitte Juni ging es dann von Berlin aus mit dem Zug nach Königs Wusterhausen und mit dem Bus weiter nach Mittenwalde.

Vom Regionalbus auf einer vereinsamten Dorfstraße ausgespuckt, irrten wir erst einmal ein wenig umher, bis sich weitere Menschen für die Wanderung einfanden. Von der Leiterin der Hofs, Anita Selig-Smith, herzlichst empfangen, ging es nach einer kleiner Einführung los zur Weide, wo wir uns direkt unter die zutrauliche Herde mischen durften. Bevor es aber auf Wanderschaft ging, wurde erst einmal unser Faktenwissen zum Thema Lamas und Alpakas aufpoliert – wo kommen sie her, welches Leben führen sie als von den Einwohnern Perus domestizierte Lastentiere, was hat es mit der wundersamen Wolle dieser Tiere auf sich und vor allem: spucken Lamas & Alpakas wirklich so viel, wie immer behauptet wird?

Märkischer Lama- und Alpakahof

Warum das Lama spuckt

Um wenigstens diese Frage hier zu beanworten: Nein! Während der gesamten Tour hat keines der Tiere um sich gespuckt. Das machen sie normalerweise auch nur in der Herde und dann bei Futterneid oder bei Kämpfen um die Rangordnung. Abgesehen davon finden Lamas und Alpakas es selbst relativ „ne bah ekelhaf“ angespuckt zu werden, denn es handelt sich dabei eher um Hochgewürgtes, als bloßen Speichel. Das heißt der Angespuckte ist am Ende mindestens genauso angewidert, wie der spuckende Teilnehmer dieses nonverbalen Gefechts selbst.

Mein Traumprinz namens Igor

Für die Tour gibt es die Möglichkeit entweder zu zweit mit einem Tier oder mit zwei Vierbeinern zu laufen. Die Alpakas sind in der Herde deutlich in der Unterzahl und anscheinend heiß begehrt, denn schon zu Beginn wurde deutlich, dass die Fanatiker ihre Alpakas schon reserviert hatten. Obwohl ich selbst erst auf ein Alpaka aus war, änderte sich meine Meinung dazu ziemlich schnell. Erstens weil Alpakas viel kleiner als ihre Artgenossen sind, zweitens weil sie geschoren waren und nur noch ein Vokuhila auf dem Kopf von ihrer einstigen Mähne zeugte und zu guter Letzt, weil Alpakas störrischer sind als Lamas.

Märkischer Lama- und Alpakahof

Als wir dann bei der Zuordnung der Tiere im Stall standen, gesellte sich ganz plötzlich ein ziemlich fluffiges Lama mit heraushängendem Grashalm im Maul zu uns. Das sah wiederum so dümmlich aus, dass wir uns direkt in dieses Zauberwesen verliebten. Es stellte sich heraus, dass unsere große Liebe den Namen Prinz Igor trägt und das einzige Surilama in der Herde ist. Ohne es zu wissen, hatten wir damit das flauschigste und zutraulichste Lama an unserer Leine, denn Igor lässt sich im Gegensatz zu den meisten anderen Tieren wild knuffen und umarmen, ohne sich daran zu stören.

Märkischer Lama- und Alpakahof

Nun konnte die Wanderschaft beginnen. Über Stock und Stein und zum Glück mit ganz viel sattgrünen Zwischenmahlzeiten für Igor am Wegesrand, ging es durch den märkischen Wald zum Krummensee und wieder zurück. Während der Tour hatten wir nicht nur unseren Spaß mit einem verfressenen Igor, welcher jede Sekunde Stillstand für einen Zwischensnack nutzte, sondern auch mit einem störrischen Alpaka vor uns, welches sich alle fünf Minuten dazu entschloss, ohne Vorankündigung in den Busch zu springen. Während der ersten Rast gab es dann die Möglichkeit ein paar Erinnerungsfotos mit den Tieren zu schießen. Dank Prinz Igors Verträumtheit war es eine Leichtigkeit für uns ein paar goldige Schnappschüsse von ihm zu machen.

Märkischer Lama- und Alpakahof

Märkischer Lama- und Alpakahof

Märkischer Lama- und Alpakahof

Weiter ging es mit dem zweiten Teil der Wanderung und wir hatten mittlerweile herausgefunden, dass Prinz Igor einen ziemlich entzückenden Laufstil entwickelte, wenn er sich beeilen musste. Und so brachen wir jedes Mal in Gelächter aus, wenn mal wieder die Elefantenlücke zum Vorder-Alpaka geschlossen werden musste. Ich möchte das ganze Szenario als eine Art wallende Fellwelle beschreiben, man muss es aber vermutlich selbst gesehen haben.

Märkischer Lama- und Alpakahof

Nach knapp vier Stunden kehrten wir wieder zu der heimatlichen Weide zurück, wo ein paar zurückgelassene Lamas schon sehnsüchtig auf ihre Kumpanen warteten. Bevor es zur letzten Fütterung übergehen sollte, präsentierte sich uns allerdings noch ein weiterer göttlicher Anblick. Nach den zwei bis drei Stunden außer Haus, drückte nämlich auch den Lamas und Alpakas die Blase. Aber anstatt mir nichts, dir nichts irgendwo sein Geschäft zu verrichten, versammelten sich alle Tiere an einem Toiletten-Haufen. Ab diesem Zeitpunkt war meine Liebe zu diesen Tieren endlos.

Märkischer Lama- und Alpakahof

Beim Füttern musste nun aber aufgepasst werden, dass möglichst allen Lamas und vor allem Alpakas gleichzeitig Futter gegeben wird, ansonsten besteht dann doch die Gefahr, dass dem ein oder anderen vor Neid die Spucke hochkommt. Ist aber zum Glück nicht passiert, denn wir waren großzügig. Nur schweren Herzens konnten wir uns von Prinz Igor trennen und als Andenken gab es dann noch eine Alpakaseife, die aus seiner Wolle hergestellt wurde. Da Prinz Igor ein Zuchthengst ist, muss er wohl eines Tages der Herde den Rücken kehren. Ich hoffe er wird dann andernorts für entzückenden Nachwuchs sorgen.

In Erinnerung bleibt uns ein Tag, an dem wir dank der Tiere total losgelöst, gelassen und entspannt durch den Wald spazierten. Fasziniert von der Flauschigkeit und dem ruhigen Wesen unseres neuen Freundes, tragen wir diesen Tag seitdem als ganz besonderes Erlebnis mit uns herum. Für Kinder ist diese Wanderung natürlich absolut empfehlenswert – sie sollten allerdings im besten Fall schon zwei bis drei Stunden alleine laufen, da es mit dem Kinderwagen schwierig wird im Wald.

Märkischer Lama- und Alpakahof

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